14.11.2022 – Kategorie: BIM
Studie: Der Markt für BIM-Fachleute in Deutschland
Eine neue Studie — die erste umfassende ihrer Art — analysiert den Markt für diese BIM-Experten in Deutschland. Die Ergebnisse.
- Eine neue Studie der Bimondis AG hat das Ziel, den Markt für BIM-Fachleute in Deutschland zu beleuchten und ist – soweit bekannt – die erste umfassende Untersuchung dieses Sektors.
- Mehr als 4‘400 BIM-Stellen sind zurzeit in Deutschland ausgeschrieben, davon der größte Teil im Süden des Landes.
- Teilzeitpensen sind bei vielen Stellen möglich, doch es gibt eine klare Präferenz der Arbeitgeber für Vollzeit.
- Alternative Arbeitsmodelle wie Remote Only oder Hybrid haben sich noch nicht flächendeckend durchgesetzt.
- Nur 17% der Stellenausschreibungen formulieren konkrete Anforderungen zur Dauer und Qualität der Erfahrung im digitalen Planen und Bauen.
Die Implementierung von Building Information Modelling (BIM) scheitert nicht am Mangel an geeigneten Methoden, Software, Prozessen oder dem Willen der Beteiligten. Der häufigste Grund für eine gescheiterte Umsetzung von BIM in Bauprojekten ist der Mangel an Kompetenz und Erfahrung in der betroffenen Organisation. Die vollständige und branchenweite Transformation hin zur digitalunterstützten Planung und Ausführung über den gesamten Lebenszyklus eines Bauprojekts ist noch immer ein langer Weg. Dazu braucht es BIM-Fachleute, die sowohl die fachliche Eignung sowie genügend Erfahrung in BIM-Projekten als auch die charakterlichen Qualitäten eines Transformationsmanagers haben.
Diese Studie hat das Ziel, den Markt für diese BIM-Fachleute in Deutschland zu beleuchten und ist — soweit bekannt — die erste umfassende Untersuchung dieses Sektors. Mehr als 4‘400 BIM-Stellen sind zurzeit in Deutschland ausgeschrieben, davon der größte Teil im Süden des Landes.
Zusammenfassung der Ergebnisse Teilzeitpensen sind bei vielen Stellen möglich, es gibt eine klare Präferenz der Arbeitgeber für Vollzeit. Alternative Arbeitsmodelle wie Remote Only oder Hybrid haben sich noch nicht flächendeckend durchgesetzt. Die Attraktivität eines Arbeitgebers wird in erster Linie getrieben von der erfolgreichen und konsequenten Umsetzung einer BIM-Strategie. Für BIM-Experten sind Inhalte und Aufgabe ein wesentlich wichtigeres Kriterium bei der Wahl des Arbeitgebers als das Gehalt. Ihr Gehalt beurteilen BIM-Experten als fair, aber mit Steigerungspotenzial. Aufstiegsmöglichkeiten schätzen BIM-Experten innerhalb der Unternehmen als schlecht ein und sehen nur einen Wechsel zu anderen Unternehmen als Chance, mehr Verantwortung zu übernehmen. Die Mehrheit der BIM-Fachleute erhält wöchentlich Anfragen von anderen Arbeitgebern für ähnliche Stellen. Die angebotenen Stellen unterscheiden sich meistens nur bei der Entlohnung von der jetzigen und rechtfertigen keinen Wechsel. Angestellte BIM-Experten haben großes Interesse freiberuflich zu arbeiten und finden eine Kombination aus Teilzeit-Festanstellung und freiberuflichen Aktivitäten interessant. Arbeitgeber stehen bei der Zusammenarbeit mit Freelancern noch ganz am Anfang. Die befragten BIM-Experten, deren Ausbildung mindestens 6 Jahre zurück liegt, haben sich vor allem autodidaktisch in digitalen Planungsmethoden weitergebildet. Die Beurteilung der praktischen Erfahrung der BIM-Experten fällt Arbeitgebern schwer. Fundierte deutsche Sprachkenntnisse werden von vielen Arbeitgebern vorausgesetzt, auch wenn es mehr und mehr Projekte gibt, die in Englisch abgewickelt werden. Aus Sicht der BIM-Experten ist es eine große Chance mit Fachleuten aus anderen Regionen der Welt zusammenzuarbeiten und von ihnen zu lernen. Die befragten BIM-Fachleute erwarten, dass sich die BIM-Rollen in den nächsten 5 Jahren stark wandeln beziehungsweise in anderen Rollen aufgehen werden.
Die Hälfte der offenen BIM-Stellen im Süden
Im Juni 2022 waren in Deutschland 4‘411 BIM-Positionen ausgeschrieben. Diese Positionen haben entweder direkt mit der Strategie, Planung und Umsetzung von digitalen Planungsmethoden zu tun oder BIM-Fähigkeiten sind ein zwingendes Erfordernis. Bei 75 % aller Positionen dauert es 6 Monate und länger diese zu besetzen.
Beim Bild auf die virtuelle Deutschlandkarte wird klar, daß die meisten offenen Stellen in den südlichen Bundesländern zu besetzen sind. Rund 45% aller BIM-Experten werden von Unternehmen aus Süddeutschland gesucht mit einer Konzentration auf die Großstädte München und Stuttgart.
Im Norden sind 11% der Stellen ausgeschrieben, davon etwa die Hälfte in Hamburg. Im westlichen Teil des Landes sind 17% aller zu besetzenden BIM-Stellen, und ein Drittel mit 6 % im Ruhrgebiet. In den neuen Bundesländern werden 26 % aller Stellen ausgeschrieben. In Berlin sind es 10%.
Neue Bundesländer weniger anziehend für BIM-Fachleute
In den Interviews wurden die neuen Bundesländer tendenziell als eher unattraktiv für BIM-Fachleute bezeichnet. Die Stellen sind nach Aussagen der Fachleute schwerer zu besetzen als in den alten Bundesländern. Einer der genannten Gründe dafür ist auch die universitäre Aus- und Weiterbildung, die sich eher in alten Bundesländern konzentriert. Die Universitäten und technischen Hochschulen der Städte Karlsruhe, Regensburg, München, Dortmund, Duisburg, Bochum und Aachen wurden in dem Zusammenhang häufig als Vorreiter bei der Ausbildung genannt. Stellen für weniger erfahrene Experten sind in den Einzugsgebieten dieser Städte einfacher zu besetzen.
Auffällig ist auch, dass unter 1% aller Stellen remote-only zu besetzen sind. Remote-only, also keine Verpflichtung, im Büro des Arbeitgebers zu arbeiten, wird in absehbarer Zeit nicht möglich sein. Die meisten Unternehmen, die BIM-Experten suchen, sind noch nicht in der Lage oder willens, BIM-Stellen mit 100% remote zu besetzen.
Nur wenige Stellen remote-only zu besetzen
Das ist nachvollziehbar, da insbesondere beim Aufbau der digitalen Fähigkeiten ein enger und direkter Austausch benötigt wird. Unternehmen, die Remote-Only Stellen ausschreiben, verlangen in der Anfangszeit für mehrere Wochen und sogar Monate Präsenz vor Ort. Einige befragte BIM-Fachleute nutzen ihrerseits das mögliche Remote-Potenzial ihrer Stelle nicht aus, da sie es bevorzugen im Büro zu arbeiten.
Auch gibt es in den wenigsten Stellenanzeigen eine Aussage zur Organisation der Arbeit in einem hybriden Modell. Die große Mehrheit der Gesprächspartner beschreibt ihr Unternehmen oder Arbeitgeber als offen für hybride Arbeitsmodelle. Auch die Unternehmen, die bislang ein klassisches Modell mit Präsenzpflicht vor Ort verfolgen, haben mittlerweile verstanden, dass sie sich damit als Arbeitgeber immer mehr disqualifizieren. Bei den Unternehmen, die ihre eigene digitale Transformation seit vielen Jahren konsequent vorantreiben und konsequent auf die BIM-Methode setzen, liegt der Home-Office-Anteil bei 20% bis 40%. Dieser Wert entspricht der Analyse von McKinsey, die einen Remote Work-Anteil von 39% über alle Branchen hinweg in den nächsten Jahren erwartet (McKinsey Global Institute, What’s next for remote work, Nov. 2020)
Arbeitgeber mit langfristiger BIM-Strategie attraktiver
Flexible Modelle für Arbeitszeit und -ort sind für BIM-Experten ein relevanter Aspekt bei der Beurteilung der Attraktivität eines Arbeitgebers. Der größte Einfluss auf die Attraktivität eines Arbeitgebers haben für BIM-Experten jedoch vor allem die langfristige Digitalisierungsstrategie. Die Unzufriedenheit mit den Inhalten der eigenen Arbeit hat bei einer Mehrheit der Interviewpartnern zu Kündigungen und Stellenwechseln geführt. BIM-Fachleute beurteilen Unternehmen positiv, die eine langfristig ausgerichtete und konsequent umgesetzte Strategie haben zur Digitalisierung ihrer Unternehmensprozesse. Wenn BIM in der Wahrnehmung der Experten als digitales Feigenblatt dient, nur halbherzig in einzelnen Pilotprojekten umgesetzt wird und die Konsequenz fehlt, ist das gemäß vieler BIM-Experten ein starker Treiber für Kündigungen. Für rund 60% der befragten Experten ist das der wichtigste Grund, um den Arbeitgeber zu wechseln.
Sinnstiftende Tätigkeit und Gehaltsvorstellungen
Das übergeordnete Ziel des Unternehmens und die Sinnhaftigkeit einer Aufgabe sind mittlerweile wichtige Kriterien bei der Auswahl eines Arbeitgebers. Da die Digitalisierung eine zwingende Voraussetzung ist, um die Nachhaltigkeitsziele im Planen und Bauen überhaupt zu erreichen, hat sie einen größeren Sinn als nur die Produktivität der Unternehmen zu erhöhen. Diesen sinnstiftenden Zusammenhang priorisieren 7% und kommunizieren Arbeitgeber aus Sicht der befragten BIM-Experten zu wenig und häufig unglaubwürdig. Die Interviews haben aber klar gezeigt, dass genau das für BIM-Experten in Zukunft bedeutender sein wird als Gehalt und andere Leistungen.
Ihr Gehalt beurteilen 80% der BIM-Fachleute als fair, aber mit Steigerungspotenzial. Das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bei BIM-Experten wird nach Ansicht der Fachleute dazu führen, dass die Löhne in den nächsten Jahren signifikant steigen werden, bei sehr erfahrenen und spezialisierten BIM-Experten überproportional. Eine ähnliche Entwicklung war in anderen Berufsgruppen wie Softwareentwicklern und Data Scientists in der Vergangenheit gut zu verfolgen.
Aufstiegschancen oft nur durch Arbeitgeberwechsel
In den Unternehmen ist BIM in Fachabteilungen mit Unterstützungsfunktionen organisiert und bietet innerhalb dieser Silos für BIM-Experten nur wenig Aufstiegschancen. Von der Mehrheit der BIM-Experten werden die Karrierechancen innerhalb des Unternehmens als schlecht oder sogar sehr schlecht beurteilt. Beförderungen sind in den meisten Fällen nur innerhalb der BIM-Abteilung möglich.
Es gibt vereinzelt Unternehmen, die einen moderneren Ansatz verfolgen. Dort bricht man die Fachsilos auf, um das Wissen und die Erfahrung breiter in der Organisation und möglichst nah an der Wertschöpfung zu verankern. Dieses Modell ermöglicht auch alternative Karrierewege und mehr Weiterentwicklungsmöglichkeiten über die Fachkarriere hinaus. Da der Aufstieg und Weiterentwicklung über Jobwechsel einfacher ist, sind die befragten Experten offen für Anfragen von anderen Unternehmen.
Rund 75% der Befragten gaben an, mindestens einmal pro Woche eine Anfrage für neue Stellen zu erhalten. Die meisten dieser Angebote sind jedoch wenig attraktiv. Sie beziehen sich auf Stellen, die sich inhaltlich und fachlich wenig von der aktuellen unterscheiden und daher eher auf den vermeintlich höheren Lohn zielen.
Andere Aspekte, die Experten als viel wichtiger erachten, wie die BIM-Strategie, die konkrete Aufgabe und die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten, werden bei diesen Anfragen häufig gar nicht erwähnt.
BIM-Fachleute wollen Teilzeit
Nur 8% aller BIM-Stellen sind mit Teilzeitpensum ausgeschrieben. 50% aller Positionen sind Vollzeitstellen. Bei 42% sind Voll- und auch Teilzeit möglich. Viele Arbeitgeber akzeptieren nur ungern Teilzeit, da sie die Kapazität einer Vollzeitstelle benötigen. Auch wenn die Möglichkeit für Teilzeit gegeben ist, fordern Arbeitgeber ihre Mitarbeiter auf, in Vollzeit zu arbeiten.
In der Untersuchung gab es unerwartet viele BIM-Fachleute, die es bevorzugen in Teilzeit zu arbeiten, um ihre verbleibende Kapazität freiberuflich in anderen Projekten einzusetzen. Diese Präferenz ist in erster Linie dadurch motiviert, sich durch die Arbeit in anderen Projekten außerhalb des einseitigen Portfolios des Arbeitgebers stärker zu spezialisieren und relevante Erfahrungen zu sammeln.
Die Suche nach neuen Arbeitsmodellen
Keine der untersuchten Stellenausschreibungen erwähnt die Möglichkeit als Freiberufler oder auf Mandatsbasis zu arbeiten. Dieses (in anderen Professionen durchaus übliche) Modell ist im Planen und Bauen noch nicht etabliert und entsteht gerade. Zurzeit arbeiten unter 5% aller BIM-Experten als Freelancer in Teilzeit neben ihrer Hauptanstellung. Bei den Fachleuten gab es großes Interesse an einem solchen Modell und vereinzelt schon positive Erfahrungen damit.
65% aller Befragten gaben an, dass freiberufliche Projekte in Zukunft eine attraktive Alternative und Ergänzung sind. Als Begründung wurden unter anderem die freiere Einteilung der Zeit, die besseren Verdienstmöglichkeiten und die interessanteren Projekte genannt. Die vereinzelt von Auftraggebern genannten technischen, rechtlichen und prozessualen Herausforderungen werden als lösbar und teilweise auch vorgeschoben beurteilt. 50% der Befragten sehen die geringere Einkommenssicherheit und -planbarkeit als größtes Risiko einer freiberuflichen Tätigkeit. Eine Herausforderung für freiberufliche BIM-Experten ist es Projekte zu finden, die zu den eigenen Fähigkeiten passen.
Zusammenarbeit mit Freelancern: Meinungen sind gespalten
Auch die Auftraggeber stehen bei der Zusammenarbeit mit Freelancern noch ganz am Anfang. Die Meinungen sind dazu gespalten. Geschäftsführer berichten vor allem von Vorbehalten bei der schnellen Integration von Freelancern in die eigenen Standards und Prozesse. Aus ihrer Sicht ist der Mangel an Standardisierung über Unternehmen hinweg der Grund für die Dauer und Schwierigkeiten der Integration von Freelancern, die weniger als 18 Monate in Projekten mitwirken. Spezialisierte Freelancer werden dennoch oft als Feuerwehr bei schwierigen Projekten eingesetzt.
Andere Entscheidungsträger hingegen sehen den Einsatz von Freelancern pragmatisch und orientieren sich an den Erfahrungen anderer Branchen, in denen das Hinzuziehen von Freelancern gang und gäbe ist. In diesen Unternehmen spielt die Form der Zusammenarbeit eine geringere Rolle, solange der Experte das Team verstärkt und dem Projekterfolg nützt.
Arbeitsgemeinschaften verschiedener Anbieter und rechtliche Fragen
Kleine und mittelgroße Planungsbüros berichten von ihren Herausforderungen erfolgreich an großen BIM-Ausschreibungen teilzunehmen. Ihnen fehlen die Größe und Spezialisierung, um allein komplexe Projekte umzusetzen und haben deshalb keinen Zugang zu den Ausschreibungen. Hier bieten sich Arbeitsgemeinschaften an zwischen verschiedenen Anbietern (ARGE), die gemeinsam in der Lage wären, die Anforderungen in den Ausschreibungen zu erfüllen.
Dennoch gibt es in der Branche Vorbehalte, vor allem unter den BIM-Experten. Fehlendes rechtliches Wissen, fehlendes Vertrauen und unterschiedliche wirtschaftliche Interessen der Partner sind die am häufigsten genannten Vorbehalte. Darüberhinaus werden unterschiedliche Prozess- und ITLandschaften und die fehlende langfristige Perspektive genannt.
Bei den rechtlichen Fragen haben viele der befragten Experten die größten Unsicherheiten. Eine ARGE ist typischerweise keine Liebesbeziehung, sondern eher eine Notlösung aus Mangel an Alternativen. ARGEs sind trotz aller Bedenken eine Möglichkeit, in einem fragmentierten Markt als Bietergemeinschaft temporär die kritische Größe zu erlangen, um erfolgreich bei größeren Ausschreibungen mitzubieten.
Erfahrene BIM-Fachleute sind hochmotivierte Autodidakten
Die rund 80 befragten Experten sind zwischen 30 und 46 Jahre alt und ihre Ausbildung beziehungsweise Studium liegt entsprechend mehr als 6 Jahre zurück. 90% von ihnen gaben an, sich BIM-Wissen und -Fähigkeiten komplett autodidaktisch angeeignet zu haben. Der Grund sind unter anderem die nicht oder nur rudimentär vorhandenen Lehrinhalte zum digitalen Planen und Bauen in Ausbildung und Studium. Die wichtigen Wissensquellen sind Fachbücher, Online-Kurse und der Austausch mit anderen Spezialisten. 60% der BIM-Fachleute fanden den Einstieg in die Methodik über Software-Lösung.
Die Motivation vieler Befragter ist ausschließlich das persönliche Interesse an digitalen Planungsmethoden und dem Willen, sich darin weiterzubilden und zu spezialisieren. Der Arbeitgeber spielt bei der Entscheidung keine oder nur eine untergeordnete Rolle.
In den letzten 5 Jahren hat sich das Aus- und Weiterbildungsangebot stark weiterentwickelt. Für die sich in Ausbildung befindenden Bauingenieure, Architekten, etc ist die BIM-Methodik inzwischen fester Bestandteil ihres Curriculums. Die jüngeren der befragten Architekten wundern sich über die Intensität und Kontroverse, mit der die BIM-Methode und ihre Adoption noch immer in Fachkreisen diskutiert wird. Nach eigener Aussage ist diese für die jüngeren und digital-affinen Fachleute bereits zum Standard geworden.
Beurteilung konkreter Erfahrung nicht einfach
Andererseits sehen die Geschäftsführer und Personalleiter unter den Befragten die Absolventen generell kritisch, die mehrheitlich mit kaum praktisch anwendbarem BIM-Wissen in die Praxis entlassen werden. Unter anderem deshalb entwickeln mittelständische Unternehmen sowie Großkonzerne eigene Ausbildungsprogramme gemeinsam mit Universitäten; genannt wurden zum Beispiel Karlsruhe oder Regensburg.
Neben einer soliden theoretischen Ausbildung ist die praktische Erfahrung entscheidend. Umso mehr irritiert die Tatsache, dass in nur 17% der Stellenausschreibungen konkrete Anforderungen zur Dauer und Qualität der Erfahrung im digitalen Planen und Bauen formuliert sind.
Die Beurteilung der konkreten Erfahrungen von Kandidaten fällt vielen Arbeitgebern schwer. Sie interessiert die konkrete Rolle des Bewerbers in früheren Projekten. Hingegen haben sie selbst keine zuverlässige Methode, diese Erfahrung zu verstehen und zu qualifizieren. Die befragten Arbeitgeber erwähnten die Anforderung, dass BIM-Experten auch Kenntnisse in analogen Prozessen wie Mengen- und Massenermittlung und Erfahrung auf Baustellen haben.
Vermeintliche Sprachbarrieren
In Deutschland werden Deutschkenntnisse bei BIM-Experten vorausgesetzt. Es gibt wenige Unternehmen, die bereit und fähig sind, Kandidaten, egal wie fachlich und persönlich diese für eine Stelle geeignet sind, ohne Deutschkenntnisse einzustellen und zu integrieren. Die befragten Unternehmen geben an, dass es für nicht deutschsprachige Fachkräfte schwer bis unmöglich ist, die nationalen Vorschriften und Standards zu lernen und umzusetzen. Die Bauverordnungen in Deutschland sind im Vergleich zu anderen Ländern speziell und erfordern zum vollen Verständnis muttersprachliches Niveau.
Eine ganze Reihe von BIM-Experten haben bestätigt, dass es angesichts des Fachkräftemangels und Tausender offenen Stellen wohl sinnvoll wäre, ausländische Fachleute zu integrieren und ihnen gegebenenenfalls berufsbegleitend Sprachkurse zu finanzieren. Unter 1% der ausgeschriebenen Stellen setzen Englischkenntnisse voraus. Dagegen gaben 12% der Befragten an, dass Englisch bereits als Projektsprache eingesetzt wurde.
Die Fähigkeit zur Integration internationaler BIM-Experten hat nicht nur Vorteile beim Aufbau von Kapazität. Experten aus Regionen, in denen das Planen und Bauen einen höheren, digitalen Reifegrad erreicht hat, sind sehr erfahren und fähig. Unternehmen, die in der Lage sind, mit ihnen zu arbeiten, werden enorm von dem Wissen und den Best Practices profitieren, welches die BIM-Experten in Großprojekten überall auf der Welt angewandt haben. 70% der befragten Experten sind davon überzeugt, fachlich enorm von internationalen Experten profitieren zu können.
Die Zukunft der BIM-Rollen
Knapp zwei Drittel aller Befragten geht davon aus, dass ihr Stellenprofil sich in drei bis fünf Jahren komplett verändern wird. Die meisten Bezeichnungen werden in den nächsten 5 Jahren verschwinden oder sich stark verändern. Nach Ansicht der Experten wird nahezu jede Rolle im Umfeld von Planen und Bauen eine digitale Komponente haben und die heute üblichen BIM-Rollen werden darin aufgehen. Einige große Unternehmen gehen diesen Weg schon heute.
Über diese Studie Die Grundlage für den quantitativen Teil der Analyse sind öffentlich zugängliche Daten. Ausgewertet wurden rund 10‘000 Firmen-Webseiten und 30 Online-Jobbörsen. Identische Stellenanzeigen aus verschiedenen Jobportalen oder Firmenwebseiten wurden als eine betrachtet und nur einmal gezählt. Die Stellenanzeigen wurden maschinell ausgewertet und manuell überprüft. Für den qualitativen Teil wurden über 80 Interviews mit Experten und Geschäftsführern im gesamten Spektrum des digitalen Planens und Bauens durchgeführt und die wichtigsten Aussagen und Erkenntnisse hier zusammengefasst.
Weitere Informationen: https://www.bimondis.com/services/wissen/studie-bim-job-markt
Erfahren Sie hier mehr darüber, wie die Baubranche im Jahr 2030 aussehen könnte.
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