07.06.2023 – Kategorie: Haustechnik/TGA
Schnittstellen in Handwerker-Software: Das macht den Datentransfer effizienter
Schnittstellen in Handwerks-Software müssen moderner werden. Volker Hensel, Teamleiter ERP-Programmierung bei M·Soft, zeigt, was sich verbessern ließe.
- Um Daten aus einer Software-Lösung in eine andere zu übertragen und Interoperabilität zu garantieren, sind Programmierschnittstellen notwendig.
- Das gilt für alle Arten von Software und für jede Branche. Bei Handwerker-Software gibt es jedoch eine besondere Herausforderung.
- Denn es existieren nicht nur unzählige verschiedene Schnittstellen, viele haben zudem Jahrzehnte auf dem Buckel. Das sorgt für Komplexität und Ineffizienzen.
- Volker Hensel, Teamleiter ERP-Programmierung bei M·Soft, zeigt, wie es dazu kam, wo genau die Probleme liegen und was sich verbessern ließe.
Es liegt auf der Hand, dass verschiedene Gewerke im Handwerk unterschiedliche Anforderungen an ihre Software haben. Dies führt einerseits zur Entwicklung spezialisierter Software-Lösungen, die genau auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt sind. Andererseits wurde jedoch auch die Entwicklung von Schnittstellen bisher sehr stark aus einzelnen Branchen getrieben, was wiederum dazu führte, dass eine große Anzahl verschiedener Schnittstellen existiert.
Moderne Schnittstellen: SHK-Branche als Vorreiter
In der Baubranche, besonders im Sektor Sanitär, Heizung und Klima kam bereits früh der Bedarf an Datenschnittstellen auf. Dies liegt vor allem an der großen Artikelvielfalt in diesem Bereich. Der aktive Branchenverband BVBS (Bundesverband Bausoftware) hat dies erkannt und treibt die Entwicklung voran.
Seit mittlerweile etwa 30 Jahren existiert hier die Datanorm-Schnittstelle. Sie wurde entwickelt, um Produktstammdaten des Großhandels den Handwerkern in ihrer Software zur Verfügung zu stellen. Zwar wurde Datanorm über die Zeit modernisiert. Doch die aktuelle Version, Datanorm 5, ist inzwischen bereits 15 Jahre alt. Auch wenn diese Schnittstelle heute noch weit verbreitet ist, steht mit Open Masterdata ein vielversprechender Nachfolger in den Startlöchern. In den nächsten Jahren wird sich die Schnittstelle der neuen Generation zügig verbreiten, da sie Datanorm weit überlegen ist.
Datentransfer macht Prozesse ineffizient
Die Datanorm-Schnittstelle ist darauf ausgelegt, Stammdaten aus dem System eines Großhändlers in Handwerker-Software zu übertragen. Aufgrund der immensen Artikelvielfalt, die vor allem im SHK-Bereich herrscht, kommt es hier inzwischen allerdings zu Problemen. Im Sortiment eines Großhändlers finden sich in dieser Branche gut und gerne eine Million Artikel. Dann kann man davon ausgehen, dass Handwerker nicht nur mit einem Händler, sondern mehreren zusammenarbeiten. Das ergibt schnell einen immensen Datenpool aus Produktdaten. Von diesen Millionen Produkten wird ein durchschnittlicher Handwerker allerdings nur einen Bruchteil jemals nutzen. Der Datentransfer verursacht also große Mengen an Datenmüll.
Mit Open Masterdata existiert heute eine innovative Alternative, die den Stammdatenprozess durch On-Demand-Versorgung mit Daten ablösen soll. Dieser Ansatz hat viele Vorteile. So lassen sich Suchvorgänge beispielsweise in den nativen Systemen der Großhändler wesentlich besser abbilden als in Handwerker-Software. Nutzer profitieren, indem sie auf den Plattformen des Großhandels Produkte besser filtern können und schneller die richtigen Artikel finden. Nur diese laden sie anschließend in ihre eigene Software. Aus dem SHK-Bereich nutzen bisher bereits einige Großhändler diese innovative Schnittstelle. Andere Gewerke verwenden dagegen immer oft noch Datanorm.
Mit Schnittstellen Prozesse durchgängig digitalisieren
Neben Bestellungen sind auch im Bereich Rechnungen Schnittstellen schon relativ weit verbreitet. Beispielsweise gibt es das hybride Rechnungsformat „ZUGFeRD“, bei dem maschinenlesbare XML-Daten in ein PDF eingebettet sind. Bei öffentlichen Ausschreibungen ist sogar das elektronische Format XRechnung Pflicht.
Alles, was zwischen Bestellung und Rechnung passiert, ist heute meist noch eine digitale Grauzone. Hier geht es beispielsweise um Auftragsbestätigungen oder spontane Einkäufe von Material durch Angestellte, die nicht nachvollziehbar erfasst werden können. Die Wege des Datentransfers sind ebenfalls noch immer ein Problem. Oft werden hier noch E-Mail-Anhänge oder FTP-Server genutzt. So fehlt allerdings die Rückverfolgbarkeit, und die Sicherheit lässt ebenfalls zu wünschen übrig. ODX soll dieses Problem lösen und einen sicheren, rückverfolgbaren Datentransfer zwischen Handwerkern und Großhandel entlang des gesamten Prozesses schaffen. Hierfür ist unter anderem ein Webservice mit Authentisierung für den sicheren Austausch von Daten vorgesehen.
Fazit und Ausblick
Programmierschnittstellen im Handwerksbereich sind heute noch ein wahrer Flickenteppich. Mangels Alternativen kommen auch noch veraltete Schnittstellen zum Einsatz. Das macht es vor allem für Anbieter, die branchenübergreifend arbeiten, schwierig, innovative Software-Lösungen zu entwickeln. Im Zeitalter der Cloud ist es schlicht nicht mehr zeitgemäß, mit jahrzehntealten Lösungen für Stammdatentransfer zu arbeiten. Stattdessen brauchen wir eine branchenübergreifende Standardisierung von zeitgemäßen Alternativen. Davon profitieren Software-Entwickler, die einfacher branchenübergreifende Lösungen realisieren könnten.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang vor allem ein abgestimmtes Handeln aller Beteiligten. Einheitliche, moderne Schnittstellen kommen aber auch Handwerkern im Alltag zugute. Denn vorhandene digitale Prozesse laufen reibungsloser ab und es wird möglich auch Prozessschritte zu integrieren, die bisher nicht digital abbildbar waren.
Weitere Informationen: https://www.msoft.de/ und https://oneqrew.com/
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