30.05.2023 – Kategorie: Bauprojekte

Holz-Hybridbauweise: Ökologie und Ökonomie in Kombination

Holz-HybridbauweiseQuelle: Jannes Linders

Neue Maßstäbe beim Bauen mit Holz setzt der Wohnturm „HAUT“ in Amsterdam. Denn das Tragwerk des 73 Meter hohen Gebäudes besteht neben Beton zu einem großen Anteil aus Holz – und zählt mit seinen 21 Stockwerken zu den höchsten seiner Art. Die Holz-Hybridbauweise kombiniert in diesem Kontext sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile.

In Amsterdam, in direkter Lage zur Amstel, ist mit dem „HAUT“ eines der höchsten Hochhäuser weltweit entstanden. Der Wohnturm hat über 21 Stockwerke und ist 73 Meter hoch. Im Inneren des Gebäudes befinden sich auf einer Bruttogeschossfläche von rund 9.000 Quadratmetern 50 moderne Wohneinheiten mit großzügigen Terrassen und Balkonen sowie einer einzigartigen Aussicht auf die Umgebung. Bei der Realisierung des Hochhauses setzten die Verantwortlichen auf eine Holz-Hybridbauweise, die Beton mit viel Holz kombiniert. Als Kohlenstoffdioxidspeicher erweist sich das Material ideal, um den hohen ökologischen Ansprüchen und dem Nachhaltigkeitsgedanken des Projekts gerecht zu werden.

Holz-Hybridbauweise: Innovation aus den Niederlanden

Der Wohnturm wurde bereits 2016 durch Lingotto initiiert – das Unternehmen ist Bauherr und Projektentwickler zugleich. Realisiert wurde das Objekt nach Plänen des niederländischen Architekturbüros Team V Architectuur in Kooperation mit Arup Niederlande. Generalunternehmer ist J.P. van Eesteren B.V. aus Gouda.

Als Teil des Planungs- und Beratungsteams war auch Brüninghoff in das Leuchtturmprojekt an der Amstel involviert. Der Projektbauspezialist aus dem Münsterland brachte seine Expertise im Bereich des hybriden Bauens ein. Für das Bauprojekt übernahm das Unternehmen zudem den Holzabbund sowie die Fertigung und Montage der Holzelemente, der Stahl- und Betonfertigteile und der Holzbetonverbunddecken und war so insgesamt elf Monate auf der Baustelle in Amsterdam. Die gesamte Bauzeit des Projekts betrug drei Jahre.

Für die tragenden Wände und Stützen im Gebäude sind zum Großteil Holz und Beton im Einsatz. Bild: Brüninghoff

Holz und Beton für Tragstruktur

Die Gebäudeform des „HAUT“ basiert auf einer trapezförmigen Grundfläche. Die Konstruktion bildet ein Treppenhauskern aus Ortbeton, Geschossdecken aus einem Holz-Beton-Verbund sowie eine Fassade aus nicht tragenden Holzrahmenbauwänden. Für die tragenden Wände und Stützen im Gebäude in Holz-Hybridbauweise kam ebenfalls zu einem großen Teil Holz zum Einsatz.

Im Bereich der Auskragungen an der spitz zulaufenden Gebäudeecke wurden Stahl- und Betonunterzüge eingesetzt. Auskragende Stahlträger mit einem darauf aufliegenden Leichtbetonfertigteil bilden die Balkonkonstruktionen an den Seiten. Die Fassade wurde mit nicht tragenden Holzrahmenbauwänden aus Fichten- und Tannenholz ausgeführt. Die einzelnen Elemente sind innen mit einer Gipsfaserplatte und außen mit einer Faserzementtafel beplankt. Das Innere der Elemente ist mit Dämmung ausgefüllt. Insgesamt ermöglicht die Gebäudekonstruktion ein hohes Maß an Flexibilität hinsichtlich der Raumaufteilung und der Nutzungsmöglichkeiten im Gebäude.

Die hybride Konstruktion des HAUT kombiniert im Wesentlichen einen Treppenhauskern aus Ortbeton mit HBV-Geschossdecken sowie einer Fassade aus nicht tragenden Holzrahmenbauwänden. Bild: Brüninghoff

Hybride Elemente

Für den Deckenbereich wurde mit der Verwendung von Holz-Beton-Verbundsystemen (HBV) eine ökologische und zugleich wirtschaftliche Lösung gefunden. Diese hybriden Bauteile kombinieren die Vorteile und Eigenschaften beider Baustoffe in einem System. Mit ihren schallschutz-, brandschutz-, und statischen Eigenschaften können sie – auch im mehrgeschossigen Bauen problemlos zum Einsatz kommen.

Das Standard-Deckenelement besteht aus einer 160 Millimeter starken Brettsperrholzplatte und 80 Millimeter starkem Beton. Die größten Elemente weisen hier Abmessungen von bis zu 5,90 x 3,05 Metern auf. Das kleinste Element ist dreieckig und verfügt über die Maße 1,50 x 1,50 Meter. Für den Aufbau der Decken kam Fichten-Brettsperrholz zum Einsatz. Die Unterseite der HBV-Decken bleibt sichtbar, so dass in den Wohnungen eine natürliche Holzoptik vorherrscht. Der natürliche Baustoff beeinflusst zudem positiv das Raumklima in den Wohnungen.

Die Herstellung der HBV-Deckenelemente erfolgte werkseitig. Auf der Baustelle wurden die einzelnen Elemente zusammengefügt. Dazu zählt unter anderem die Ausführung der Fugenverschraubung, -bewehrung, -verguss und -abdichtung. Die Verbindung der einzelnen HBV-Deckenelemente erfolgte über eingelegte Bewehrungseisen in den Fugen. Die Fugen der Elemente wurden anschließend mit Ortbeton vergossen. Ferner wurde die Verbindung zu angrenzenden Bauteilen wie Wänden, Stützen und Unterzügen realisiert. „Der Anschluss der Deckenelemente an das hochbewehrte Treppenhaus erfolgte mittels Stahlwinkeln, die an die Konstruktion gedübelt wurde. Die HBV-Decke wurde entsprechend an diese Winkel gehangen“, erklärt Thomas Kötte, Bauleiter bei Brüninghoff. „Die sehr hohen horizontalen Kräfte wurden hierbei über eine Verzahnung und Einschraubbewehrungen übertragen.“ Ein direkter Anschluss der Decken an den Aufzugsschacht war mit einer Ausnahme nicht notwendig, da der Aufzugsschacht im Treppenhaus verortet ist.

Holz-Hybridbauweise
Die Fensterflächen öffnen den Blick auf die nahe gelegene Amstel. Bild: Jannes Linders

Holz-Hybridbauweise: Building Information Modeling

Insbesondere für den Austausch war die digitale Planungsmethode BIM sehr hilfreich. Sie hat die Arbeit zwischen den verschiedenen Gewerken wie etwa der Haustechnik, der Außenwände und der Fassade wesentlich erleichtert. Ebenso brachte sie Vorteile für die interne Kommunikation bei Brüninghoff, so dass die Kommunikation zwischen Planung, Produktion und Baustelle reibungslos verlief. Anhand des digitalen Bauwerks0modells konnten die Projektverantwortlichen den aktuellen Produktions-, Planungs- und Baufortschritt auf einen Blick nachvollziehen und die weiteren Schritte und Abläufe planen.

Von Mareike Wand-Quassowski.

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