28.03.2017 – Kategorie: Branchen, IT, Technik

GIS: Archivierte Luftaufnahmen helfen der Forschung

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Ein von der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne EPFL und der La Haute Ecole d’Ingénierie et de Gestion du Canton de Vaud HEIG-VD gemeinsam entwickeltes Crowdmapping-Projekt eröffnet die Möglichkeit, die Schweiz der 60er Jahre anhand von archivierten Fotos mit derjenigen von heute zu vergleichen. Eine Ausstellung der Archives de la Construction Moderne ACM an der EPFL veranschaulicht den Einfluss dieser historischen Aufnahmen auf die Wissenschaft.

Ein von der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne EPFL und der La Haute Ecole d’Ingénierie et de Gestion du Canton de Vaud HEIG-VD gemeinsam entwickeltes Crowdmapping-Projekt eröffnet die Möglichkeit, die Schweiz der 60er Jahre anhand von archivierten Fotos mit derjenigen von heute zu vergleichen. Eine Ausstellung der Archives de la Construction Moderne ACM an der EPFL veranschaulicht den Einfluss dieser historischen Aufnahmen auf die Wissenschaft.

Smapshot, vor sechs Jahren ins Leben gerufen, ist ein öffentliches Web-Portal, auf dem Anwender Luftaufnahmen der Schweiz aus den 60er Jahren ihrer geografischen Position zuordnen können. Die vorliegenden Fotos lassen sich in eine virtuelle Karte der heutigen Schweiz einblenden, die mit den Daten des Bundesamtes für Landestopografie swisstopo entstanden ist. Anwender können dann Anekdoten über den Standort und zusätzliche topografische Informationen einfügen, mit anderen Anwendern chatten und ihre Entdeckungen auf Facebook teilen. Als Dank dürfen sie das von ihnen georeferenzierte Foto ausdrucken.

Das Crowdmapping-Projekt könnte, so hoffen die Entwickler, zu einigen interessanten Anwendungen in der Forschung, der Stadtentwicklung und der Augmented Reality führen. Eine von den Archives de la Construction Moderne ACM der EPFL organisierte Ausstellung, die Besuchern noch bis 31. März offen steht, zeigt, wie Smapshot funktioniert und welche Aussichten die Lösung eröffnet. Eine Tafel umfasst Archivfotos von der Autobahn A1 während des Baus, der Stadt Lausanne und der Landschaft des Kantons Waadt gesehen vom Genfer See und vom Gotthard-Pass.

Ursprünglich ein geschäftliches Unterfangen

In den 60er Jahren war die Perrochet SA ein gut laufendes Fotografie-Geschäft in Lausanne. Luftaufnahmen waren sein Aushängeschild und sein wichtigstes Produkt waren Postkarten für Touristen. 1960 gründete die Perrochet SA Pleinciel, ein Unternehmen, das die folgenden acht Jahre mit Luftaufnahmen des gesamten Landes verbrachte. Die Fotos entstanden oft recht nahe über dem Boden, und interessante Merkmale in der Landschaft oder der gebauten Umgebung stechen hervor.

50 Jahre später gibt die Perrochet Pleinciel-Fotosammlung an den ACM eine vollständige Ansicht der Schweiz aus der Luft zur Zeit der 60er Jahre. Was das betrifft, nimmt sie Google Earth vorweg – und stellt für Forscher eine Goldmine dar. Salvatore Aprea, Wissenschaftler an der EPFL und stellvertretender Kurator der ACM, bemerkt, dass die Schöpfer der Fotos nicht geahnt hätten, wie wichtig ihr Werk einst sein würde.

Wert für die Forschung

Die Fotos können sich für die Forschung als sehr wertvoll erweisen, besonders wenn Smapshot rege genutzt wird. Timothée Produit, Wissenschaftler an der HEIG-VD, erklärt: „Durch das Georeferenzieren der Archive werden wir sehen, wie sich die Schweiz in den vergangenen 50 Jahren verändert hat – schmelzende Gletscher, zurückweichende Wälder und die Folgen der Entwicklung für den ländlichen Raum. Das wird Stadtplanern, Geografen, Bauingenieuren und Landschaftsarchitekten einer breitere historische Perspektive auf einen bestimmten Ort vermitteln.“ Man könne auch die Schweiz der 60er Jahre mit Augmented Reality wiederauferstehen lassen, und den Betrachtern damit zu einer fügt Salvatore Aprea hinzu. Betrachter könnten sich dann auf eine Zeitreise begeben, angereichert von den Geschichten und Fakten der Beitragenden.

Das Pilotprojekt soll, geht es nach Aprea, Menschen ermutigen, Archive nicht als einfache Datenbank, sondern als lebenden Aufbewahrungsort von Wissen zu betrachten. Eine intelligente Digitalisierung und ein Open-Source-Ansatz mit einem umrissenen Ziel seien die Zukunft der Archive.

Wo bleibt Google?

Bislang wurden rund 1‘200 der 35‘000 archivierten Fotos der Perrochet-Sammlung in Smapshot hochgeladen. Es handelt sich hauptsächlich um Luftaufnahmen aus dem Unterwallis. Seit dem Start von Smapshot wurden rund 40 Prozent dieser Fotos von Freiwilligen georeferenziert. Die ACM möchten den Gesamtbestand der Sammlung in den Virtual Globe der Website importieren. Timothée Produit denkt aber noch weiter und zeigt sich erstaunt, dass ein Unternehmen wie Google diese Art von Service mit Google Maps und Google Earth nicht anbiete, also gescannte Archivaufnahmen in Google Maps einzufügen.

Die Ausstellung

“La photographie à l’âge numérique” [“Photography in the digital age”], SG Hall, EPFL, 27. bis 31. März 2017. Offizielle Eröffnung am 28. März, 11 Uhr. Smapshot-Vorführungen am 28 und 29 März von 11 bis 15 Uhr.

Bild oben: Mit Smapshot können Anwender archivierte Fotos in eine virtuelle Karte der heutigen Schweiz einblenden. © EPFL/Swisstopo


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