18.08.2023 – Kategorie: Baustoffe

DIN SPEC 91484: Was altem Baumaterial ein neues Leben verschafft

Quelle: arska_n/stock.adobe.com

Die neue DIN SPEC 91484 bietet eine einheitliche Methode, um das volle Potenzial von Bauprodukten für Anschlussnutzungen zu erfassen.

  • Welche Bauteile lassen sich vor der Mülldeponie retten?
  • DIN hat dazu einen Standard veröffentlicht, die DIN SPEC 91484.
  • Sie hilft, Bauprodukte zu identifizieren, die sich ideal für eine erneute Verwendung eignen.
  • Somit lässt sich Baumaterial in den Kreislauf zurückführen. Das spart wertvolle Ressourcen.

Recycling geht nicht nur im Kleinen – auch große Gebäudeteile lassen sich erfolgreich wiederverwenden. Die neue DIN SPEC 91484 bietet eine einheitliche Methode, um das volle Potenzial von Bauprodukten für hochwertige Anschlussnutzungen zu erfassen. Das neuartige Verfahren zeichnet sich durch seine einfache Zugänglichkeit für alle Beteiligten aus. Es lässt sich universell und unkompliziert anwenden. Somit kann es den direkten Weg auf die Baustelle finden und ist dort nahtlos integrierbar.

Baubranche: Großes Potenzial für Kreislaufwirtschaft

Bau- und Abbruchabfälle machten laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2020 mehr als 55 Prozent des bundesweiten Abfall-Aufkommens aus. Das Umweltbundesamt schätzt das gesamte verbaute Material im deutschen Gebäudebestand auf 15 Milliarden Tonnen. Diese Zahlen machen deutlich: In der Baubranche kann Kreislaufwirtschaft viel dazu beitragen, Ressourcen zu schonen und CO2-Emissionen zu senken. Die DIN SPEC 91484 soll dazu beitragen, diese Lücke zu schließen und einheitliche und standardisierte Prozesse in der Branche zu etablieren.

Dominik Campanella, Initiator der DIN SPEC und Co-Geschäftsführer des Start-ups Concular, erklärt: „Mit dem im Standard beschriebenen Verfahren wird der Gebäudebestand systematisch erfasst und dokumentiert. Das gibt nicht nur der Wirtschaft einen klaren Handlungsrahmen, sondern ermutigt auch die Gesetzgeber, künftige Rück- und Umbauarbeiten an dieses Dokument zu knüpfen.“ Das Unternehmen setzt sich für kreislaufgerechte Immobilien ein.

Statt Mülldeponie: In zwei Stufen zur Anschlussnutzung

Die DIN SPEC 91484 dient als Leitfaden für die Erstellung sogenannter Pre-Demolition-Audits. Das Verfahren gliedert sich in zwei Stufen: eine Vor- und eine Detailprüfung.

Das Dokument definiert, welche Informationen über die Bauprodukte erfasst werden müssen, um ihr individuelles Potenzial für die Anschlussnutzung zu prüfen und zu bewerten: zum Beispiel Daten zum Standort des Bauwerks, zum Baujahr, zur Gebäudeklasse und Nutzungsart. Anhand dieser Basisinformationen lassen sich erste Entscheidungen treffen, ob sich Bauprodukte für eine Wiederverwendung eignen oder nicht. Danach folgt die Detailprüfung, für die Fachgutachten erstellt werden. Außerdem legt das Dokument fest, welche Akteurinnen dieses Verfahren durchführen. Dazu gehören Architektinnen, Statiker, Schadstoffgutachter, Abbruchunternehmerinnen, Bauprüfämter, der Denkmalschutz und andere.

Zirkuläres Bauen: Systematisch vorgehen mit DIN SPEC 91484

Eine Entwicklung des Bauwesens hin zum kreislaufgerechten Bauen ist in Deutschland und Europa bereits deutlich erkennbar und gewinnt immer mehr an Bedeutung. Sowohl die Bundesregierung und die Kommunen als auch die EU sprechen sich dafür aus. Bereits gibt es Gesetze und Quoten für den Einsatz von wiedergewonnenen Bauprodukten – doch sie sind nur der Anfang. Die DIN SPEC 91484 liefert einen wichtigen Baustein für ein systematisches Vorgehen.

An der DIN SPEC 91484 mitgewirkt haben: Concular, Abbruchverband Nord e. V., Arcadis Germany, ATP Sustain, BTU Cottbus, Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., Circular Structural Design, Contura Ingenieure, CYRKL Zdrojová platforma, s.r.o., Deutscher Abbruchverband e. V., Ed. Züblin AG, Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen Hamburg, Senatskanzlei Hamburg, Franßen & Nusser Rechtsanwälte PartGmbB, Goldbeck, Greyfield Development, Hagedorn Service, Hochschule München, InteriorPark, Johann Bunte Bauunternehmung, Kadawittfeldarchitektur, List Eco GmbH & Co. KG, Otto Wulff Bauunternehmung, TU Hamburg, Umtec Partnerschaft mbB, Universität Kassel, Universität Siegen.

Der Standard steht beim Beuth Verlag unter www.beuth.de zum kostenlosen Download bereit.

Erfahren Sie hier mehr über zirkuläres Bauen und wie sich Abfall und CO2 herausdesignen lassen.

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