05.07.2023 – Kategorie: Projekt- und Kostenmanagement

Digitalisierung der Baubranche: So geht es sicherer durch Krisen

Digitalisierung der BaubrancheQuelle: Procore

Von Corona zur Rekordinflation, vom Krieg in der Ukraine zur Energiekrise – die Herausforderungen, mit denen sich die Weltwirtschaft konfrontiert sieht, machen auch dem Bausektor zu schaffen. Eine aktuelle Studie, in Auftrag gegeben von Bausoftware-Spezialist Procore, zeigt, dass deutsche Unternehmen vor allem auf Digitalisierung setzen, um ihre Bauprojekte auch in Zukunft rentabel durchzuführen und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Bauen war schon immer eine komplexe Angelegenheit, doch in den vergangenen Jahren hat sich die Situation für Unternehmen im Bausektor zugespitzt: Der anhaltende Arbeitskräftemangel, explodierende Rohstoff- und Energiepreise, Lieferengpässe und zuletzt die hohe Inflation sind nur einige der Herausforderungen, denen sich die Branche stellen muss. Das Marktforschungsinstitut Censuswide hat im Auftrag von Procore Technologies 200 Entscheiderinnen und Entscheider aus der deutschen Bauwirtschaft zu den drängendsten Aufgaben beim Bauen befragt und wollte wissen, mit welchen Strategien sie die vielfältigen Herausforderungen meistern wollen. Die Ergebnisse der Studie „How We Build Now“ zeigen, dass für die Mehrheit der Befragten vor allem zwei Themen den Bausektor prägen und das Bauen verändern: Digitalisierung der Baubranche und Nachhaltigkeit.

Digitalisierung der Baubranche: Für die Klimaziele

Das Baugewerbe gilt als eine Schlüsselbranche für den Klimaschutz. Die Klimaziele der Bundesregierung – Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden – wirken sich folglich auf sämtliche Bereiche des Bausektors aus. Somit wird Nachhaltigkeit ein immer wichtigeres Thema für die Baubranche. So gaben 83 Prozent der befragten Unternehmen an, dass die CO2-Reduktion in den nächsten drei Jahren eine wichtige Herausforderung für sie sei. Bereits heute erfassen 37 Prozent der Bauunternehmen die CO2-Emissionen ihrer Projekte, 41 Prozent planten dies für die kommenden zwölf Monate.

Angesichts der anspruchsvollen Rahmenbedingungen setzen deutsche Bauunternehmen zunehmend auf Digitalisierung, um fit für die Zukunft zu sein. 76 Prozent der befragten Unternehmen haben aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage in den letzten drei bis sechs Monaten vermehrt in digitale Technologien investiert. 25 Prozent gaben sogar deutlich mehr Geld für digitale Technologien aus. Dabei sehen sich 44 Prozent aller Entscheidungsträger in Sachen digitale Transformation bereits auf einem guten Weg und zehn Prozent aller Befragten würden sich sogar als so genannte
Digital-First-Unternehmen bezeichnen.

Digitalisierung der Baubranche
Schlüsseltechnologien für den Wandel der Bauindustrie. Grafiken: Procore-Baureport 2023 – How We Build Now.

Für mehr Effizienz

Den konsequenten Weg in Richtung Digitalisierung geht die Branche aus gutem Grund: Sie betrachtet digitale Technologien als Mittel zur Steigerung von Produktivität und Rentabilität. Die Befragten schätzen, dass ihre Unternehmen im Durchschnitt 22 Prozent an Kosten einsparen könnten, wenn sie ihre Daten effizienter erfassen, integrieren und standardisieren würden. 47 Prozent glauben, dass die Möglichkeit, direkt von der Baustelle aus auf Projektinformationen zuzugreifen, zu mehr Produktivität führte. Damit ließe sich unter anderem das große Problem der Nacharbeiten verringern, denn laut Studie werden rund 22 Prozent der Projektzeit eines Bauvorhabens allein für die Mängelbeseitigung verwendet. Hier für besseren Informationsfluss zu sorgen und somit Fehler zu vermeiden, könnte also die Rentabilität von Bauprojekten enorm steigern.

Insbesondere Cloud-Lösungen spielen dabei eine Schlüsselrolle. Sie ermöglichen Unternehmen, Daten zu verknüpfen und Mitarbeiter überall zu vernetzen. Alle am Projekt Beteiligten haben Zugriff auf Informationen und Daten – in Echtzeit und ortsunabhängig. Das spart Zeit und Geld und verringert Fehler. Daher sind auch die meisten Befragten der Meinung, dass Baumanagement-Plattformen eine Schlüsseltechnologie für den Wandel der Bauindustrie in den nächsten drei Jahren seien. 47 Prozent planen eine solche Einführung in den nächsten zwölf Monaten. Als weitere wichtige Technologien wurden Telematik-lösungen und das Building Information Modeling (BIM) genannt.

Digitalisierung der Baubranche
Einfluss der Wirtschaftslage auf die Höhe der Investitionen.

Ergebnisse der Studie zur Digitalisierung der Baubranche

Die wichtigsten Erkenntnisse der umfangreichen Studie lassen sich in sieben Punkten zusammenfassen:

1. Digitalisierung – jetzt!

Drei Viertel der befragten Unternehmen nahmen die aktuelle wirtschaftliche Situation zum Anlass, ihre Ausgaben für die digitale Transformation zu erhöhen, um zukünftig in Krisenzeiten kostensparender zu arbeiten, Projekte effizienter umzusetzen und mehr Aufträge anzunehmen. Unternehmen, die weniger in die Digitalisierung investieren, könnten leicht den Anschluss verlieren.

2. Adé Papierarbeit!

Papierbasierte Prozesse sind ein Auslaufmodell, denn gerade für komplexe Projekte bietet der Einsatz von Baumanagementsoftware zahlreiche Vorteile. Tatsächlich sieht sich mehr als die Hälfte der Unternehmen beim Wechsel vom analogen zum digitalen Arbeiten auf einem guten Weg oder bezeichnet sich sogar als Digital First Company.

3. Hindernisse bei der Digitalisierung der Baubranche vermeiden

Zwar sieht sich die Mehrzahl bereits auf einem guten Weg oder schon am Ziel, aber auch fast die Hälfte der deutschen Bauunternehmen gibt an, noch am Anfang ihres Digitalisierungsprozesses zu stehen. Die Herausforderungen auf dem Weg zum digitalen Bauen sind dabei vielfältig. Als größte Hindernisse werden das Verändern etablierter Vorgehens- und Verhaltensweisen, mangelnder Support durch die Software-anbieter und ausreichendes Budget für Investitionen in neue Technologien genannt.

4. Vernetzung aller Beteiligten

Ob im Unternehmen oder mit externen Partnern – eine effektive Zusammenarbeit zwischen den Projektbeteiligten ist das A und O für das Gelingen eines Bauvorhabens. Vor allem die frühzeitige Einbindung aller Projektbeteiligten ist bei der Frage nach Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität und Rentabilität eine der meist genannten Antworten.

5. Daten überall nutzen

Das effiziente Erfassen sowie die Inte-gration und Nutzung von Daten werden in der Branche als Schlüssel zu mehr Effizienz angesehen. Außerdem erhoffen sich die Befragten eine leich-tere Ausführung regelmäßiger oder sich wiederholender Tätigkeiten sowie eine Kostensenkung für den Druck oder die Lagerung von Dokumenten und eine einfachere Überwachung und Dokumentation von Projektaktivitäten. Fast die Hälfte glaubt, dass die Nutzung von Projektdaten auf der Baustelle zu höherer Produktivität führt.

6. Plattformen nutzen

Ob es um die Kommunikation zwischen allen Projektbeteiligten, den ortsunabhängigen Zugriff auf Informationen oder die Nutzung von Daten für die Echtzeit-Projektkontrolle geht: Cloud-Plattformen für das Baumanagement erfüllen diese Anforderungen. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen plant die Einführung einer solchen Plattform in den nächsten Monaten.

7. Mittelpunkt Mensch

Bei aller Konzentration auf die Digitalisierung der Baubranche vergessen die befragten Bauunternehmen nicht ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben den kaufmännischen und technischen Fähigkeiten setzen sie dabei immer häufiger auf Soft Skills und berücksichtigen in ihrer Unternehmenskultur auch Themen wie Work Life Balance, Mental Health, Inklusion oder Gesundheitsschutz.

Die Ergebnisse der Studie „How We Build Now“ zeigen klar: Das Bauen verändert sich und die Akteure der Bauindustrie stellen sich den Herausforderungen.

Die komplette Studie lässt sich kostenlos herunterladen unter: https://www.procore.com/de/ebooks/so-denkt-die-deutsche-baubranche-heute

Von Brigitte Bernhardt.


Teilen Sie die Meldung „Digitalisierung der Baubranche: So geht es sicherer durch Krisen“ mit Ihren Kontakten:


Scroll to Top