14.03.2022 – Kategorie: Bauprojekte
Destillerie und Besucherzentrum: Von der Natur zur Natur
Das neue Projekt von OLI Architecture, eine Destillerie mit Besucherzentrum in der chinesischen Provinz Yunnan, verbindet die Architektur geschickt mit Landschaft und lokaler Bautradition. Hiroshi Okamoto, Mitgründer und Gesellschafter von OLI Architecture, spricht über die Herausforderungen bei Planung und Bau einer solchen Anlage.
- OLI Architecture macht den ersten Spatenstich für eine neue, 15’000 Quadratmeter große Destillerie in der chinesischen Provinz Yunnan für den Spirituosenhersteller Diageo.
- Die hochmoderne Destillerie und das Besucherzentrum werden voraussichtlich 2024 fertiggestellt.
- Architekt Hiroshi Okamoto, Mitgründer und Gesellschafter von OLI Architecture, spricht über die Herausforderungen im Entwurfs- und Planungsprozess sowie den Einsatz von BIM-Lösungen.
Das neueste Projekt von OLI Architecture für Diageo China, Ltd. startete vor kurzem. Es verkörpert dabei das charakteristische Interesse des Studios für Form, Licht und Standortresonanz in Form einer neuen Destillerie mit Besucherzentrum, die im Tal der schneebedeckten Cangshan-Berge in China liegt.
Der Prozess der Whisky-Destillation in Verbindung mit der charakteristischen Bezugnahme von OLI Architecture auf die umgebende Landschaft inspirierte das Designkonzept „Von der Natur zur Natur“, das die Beziehung der Architektur zu ihrem Kontext hervorhebt. Für die Gebäude und Außenanlagen kam lokales Gestein zum Einsatz, das sich harmonisch in das Gelände einfügt und dessen natürlichen Erhebungen folgt. An der Südseite öffnet sich der Komplex und gibt den Blick frei auf die Landschaft, die Berge und den weiten Himmel.
Lokales Quellwasser speist die Destillerie sowie die Wasserspiele, die sich nach Osten hin erstrecken. Das Wasser wird gereinigt und nach der Herstellung des Single Malt-Whiskys wiederverwendet. Das üppig begrünte Ostende mit seinen natürlichen Rückhaltebecken für das nach der Produktion gereinigte Wasser bietet einen Lebensraum für einheimische, vom Aussterben bedrohte Arten und soll die Artenvielfalt in Yunnan fördern.
Erste Projektphase: Besucherzentrum und moderne Destillerie
Die erste Phase des Projekts umfasst ein 2’500 m² großes Besucherzentrum und die sehr moderne 12’500 m² große Destillerie. Das Besucherzentrum, der Ankunfts- und der Empfangsbereich, heißen die Gäste vor ihrer Tour durch die Produktionsanlage willkommen,. Es ist als ein immersives, multisensorisches Erlebnis konzipiert. Der Rundgang gipfelt in einer Whisky-Verkostung im Fass-Turm, einer Art Leuchtturm in der Landschaft, der von der lokalen Architektur der Stadt Dali beeinflusst ist. Den Besuchern stehen außerdem weitere Räumlichkeiten offen. Dazu gehören eine Verkostungslounge mit Zutaten aus der Region, ein Einzelhandelsgeschäft, ein Café und ein Multifunktions- und VIP-Raum für Veranstaltungen und besondere Gäste. Die Brennerei ist in Zonen für den gesamten Whisky-Produktionsprozess unterteilt — Schroten, Mahlen, Maischen, Gärung, Destillieren, Binden, Abfüllen, Fasslagerung und Reifung — und hat Büros für das Ingenieurteam und das Hilfspersonal. Der Standort und das Programm werden in künftigen Phasen weiter ausgebaut.
Gründungsgesellschafter Hiroshi Okamoto sagt: „Es ist eine Ehre, mit Diageo zusammenzuarbeiten, um diese einzigartige Brennerei und das Besucherzentrum in eine der biologisch vielfältigsten Regionen nicht nur Chinas, sondern der Welt zu bringen. Gemeinsam haben wir ein neues Reiseziel geschaffen, das nicht nur die Kunst der Whisky-Herstellung zelebriert und eine Hommage an den lokalen Dali-Kontext und die tief verwurzelten schottischen Whisky-Traditionen ist, sondern auch die natürlichen Elemente, die dies ermöglichen und eine Umgebung schaffen, in der man ihn am besten genießen kann.“
Fragen an Hiroshi Okamoto, Mitgründer und Gesellschafter von OLI Architecture
Bauen Aktuell: Was sind die Besonderheiten und Herausforderungen bei Planung und Bau einer Destillerie?
Hiroshi Okamoto: Es handelt sich um ein hochkarätiges Projekt, das der Kunde als neues Markenziel für erstklassigen, in China hergestellten High-End-Whisky etablieren wollte. Daher standen wir vor der Herausforderung, einen sehr detaillierten Besucherrundgang durch die Hauptprozesse der Whisky-Herstellung zu integrieren, ohne dass es zu Überschneidungen mit der Produktion kommt. Es gibt zahlreiche Parameter für die Anordnung der Anlagen in Bezug auf Nachbarschaft, Nähe, Abstand und Sicherheit, die bei der anfänglichen Planung der Anlage berücksichtigt wurden, sowie eine Integration des maßgeschneiderten Markenerlebnisdesigns von Diageo für die Besucher während der Dokumentationsphase.
Bauen Aktuell: Wie ist der digitale Entwurfs- und Planungsprozess organisiert?
Hiroshi Okamoto: Das Projekt wurde zunächst in Rhino für die Planung und Massierung entwickelt und beginnend mit dem schematischen Entwurf in Revit weiter bearbeitet. Enscape kam zur Visualisierung sowohl in Rhino als auch in Revit zum Einsatz. Einige Projektbeteiligte verwendeten AutoCAD, so dass die volle Kapazität von Revit, zum Beispiel Klassenerkennung usw., nicht genutzt wurde.
Bauen Aktuell: Wie gestaltet sich die Integration der verschiedenen Gewerke?
Hiroshi Okamoto: Es gibt eine ganze Reihe von Beteiligten und Beratern, die an dem Projekt mitwirken. Die AOR-, Statik- und MEP-Ingenieure stellt ein lokales Planungsinstitut, das vom Kunden beauftragt wurde. Es gibt einen Berater für die Whisky-Produktionsanlage im Vereinigten Königreich. Eine lokale Niederlassung eines australischen Projektmanagementteams in Shanghai, das sich auf Alkohol- und Getränkeanlagen spezialisiert hat, überwacht die verschiedenen Gewerke.
Bauen Aktuell: Welche Rolle spielt das Building Information Modelling?
Hiroshi Okamoto: Revit war ein integrales Werkzeug für die Planung des Projekts. Denn die gesamte Anlage besteht aus mehreren Gebäuden auf einem etwa 700 m langen Gelände. Die Echtzeit-Visualisierung mit Enscape erwies sich auch als ein sehr gutes Tool für kreative, iterative Tests. Denn wir haben Sichtbetonwände, die für jede Seite einzigartig sind. Adaptive Familien wurden für die Untersuchung spezieller Fassadenverkleidungen und Befestigungslösungen verwendet.
Bauen Aktuell: Welche Softwareanwendungen unterstützen die Zusammenarbeit der Projektbeteiligten?
Hiroshi Okamoto: Neben Rhino und Revit haben wir aufgrund der Reisebeschränkungen durch Covid und der globalen Verteilung unserer Teams in den USA, China, Singapur und dem Vereinigten Königreich Zoom, Teams und Wechat für die Kommunikation und Zusammenarbeit genutzt.
Bilder: Mit freundlicher Genehmigung von OLI Architecture
Projektinformationen:
Architekt: Hiroshi Okamoto, AIA LEED. A.P. Gründungspartner
Bing Lin, Gründungspartner
Christos Athanasopolous, Intl. Assoc. AIA. Projektleiter
Valentina Angelucci, Planerin
Haoyu Wang, Designer
Sanghoon Seo, Designer
Zhen Hua, Designer
Kojo Quainoo, Designer
Aleksandr Dmitrashchuk, Designer
Benjamin Woolworth, Designer
Kunde: Diageo China, Ltd.
Lokales Design-Büro: Haisum Engineering Co. Ltd.
Berater für Markenstrategie: Hillcrest Beratung LLP
Projektleitung: PM-Gruppe
Weitere Informationen: http://www.oliarch.com/en/about
Erfahren Sie hier mehr über den digitalen Zwilling für Gebäude und Anlagen.
Lesen Sie auch: „Akademiegebäude: Wie eine Fassade mit Sichtbeton die Natur widerspiegeln kann“
Teilen Sie die Meldung „Destillerie und Besucherzentrum: Von der Natur zur Natur“ mit Ihren Kontakten: