22.09.2023 – Kategorie: Bauprojekte
Brandschutzverglasung: Wie ein altes Verwaltungsgebäude aus Holz sicher bleibt
Ein Unternehmen baut einen neuen Firmensitz und wählt dabei Holz als tragendes Element, Fassade und Innenraumverkleidung. Dabei soll die Architektur möglichst über mehrere Geschosse transparent und luftig sein. Welche Konsequenzen dies für die Planung hat und wie der Brandschutzexperte HOBA als Hersteller von Feuerschutzabschlüssen und Brandschutzverglasungen hier unterstützen konnte.
Brandschutzverglasung für altes Gebäude: Holz ist nicht ohne Grund ein begehrter Baustoff, verfügt er doch über zahlreiche ökologische Vorteile. So speichert ein Kubikmeter Holz den Kohlenstoff einer Tonne Kohlendioxid. Zudem wächst es nach, ist regional verfügbar und ermöglicht ein gesundes Raumklima.
Sicherheit geht vor: Brandschutzverglasung
So hat auch CADFEM als Anbieter von Simulationslösungen im April 2022 einen modernen Holzbau als neues Firmengebäude vor den Toren Münchens bezogen. Der alte Bau im Ortskern von Grafing bot nicht mehr genug Platz, weshalb ein neuer Standort geschaffen wurde.
Für die Konzeption beauftragte die Geschäftsführung das Münchner Planungsbüro Neuburger, Bohnert und Müller (bundm* Architekten). Sie arbeiteten eng mit den Brandschutzplanern Kersken & Kirchner und dem Brandschutzspezialisten HOBA zusammen, der auf die Entwicklung und Herstellung von Feuerschutzabschlüssen und Brandschutzverglasungen spezialisiert ist.
Die Aufgabe der Architekten bestand unter anderem darin, ein Gebäude zu entwerfen, das die Werte und Philosophie des Bauherrn widerspiegelt. Dem Unternehmen sind der aktive Austausch und familiäre Zusammenhalt unter den Mitarbeitern wichtig. Infolgedessen sollte es ausreichend Platz für Besprechungen, informelle Treffen, ungestörte Online-Sessions sowie Schulungsräume, ein Filmstudio für‘s Erstellen von E-Learning-Inhalten, Räumlichkeiten für Fitness, Duschmöglichkeiten und Kinderbetreuung geben. Zentraler Treffpunkt und Veranstaltungsraum ist das Bistro im Erdgeschoss mit einer angebundenen Küche.
Holz als Gestaltungselement
Auffällig ist die äußere Formgebung des Objekts: ein achteckiger Baukörper, der durch seine Vor- und Rücksprünge mehrere Außenräume mit hoher Aufenthaltsqualität schafft. Die Fassade, alle tragenden Elemente oberhalb des Betonkellers sowie die komplette Innenraumgestaltung bestehen aus Fichte, die mit einer leicht pigmentierten Lasur versehen ist. Lediglich die Treppenhäuser im Verlauf des zweiten Rettungswegs und die Brandabschnittswand wurden aus Sichtbeton erstellt.
Das Bürogebäude hat die Brandschutzklasse B2 (normal entflammbar) und verfügt über drei Stockwerke, wobei im zweiten Obergeschoss die Höhe des Fußbodens über sieben Meter liegt. Daher entspricht es den technischen Baubestimmungen in Bayern zufolge der Gebäudeklasse 3 und gilt aufgrund des Bistros als Sonderbau. Dies bedeutet, dass alle tragenden Bauteile feuerhemmend auszuführen sind und mindestens 30 Minuten einer Brandbeanspruchung standhalten müssen.
Aktuell arbeiten etwa 120 Personen in dem Neubau. Da die Belegschaft stetig wächst, ist er aber auf 180 Angestellte ausgelegt. Der Bau lässt sich in zwei Hälften teilen und bei Bedarf auch untervermieten. Dementsprechend ist das Objekt an dieser Schnittstelle in zwei Brandabschnitte untergliedert. Um sie brandschutztechnisch voneinander zu trennen, wurden aus architektonischen Gründen Türen mit einer Breite von 3,88 Meter und einer Höhe von 3,03 Meter geplant und eingebaut. Die Planer entschieden sich in Abstimmung mit HOBA für eine hoch feuerhemmende T60-Türenkonstruktion, die man aus ästhetischen Gründen und um einansprechendes Erscheinungsbild zu gewährleisten sowie ein einheitliches Fugenbild zu erreichen, flächenbündig in die Betonwand einließ. So decken sie sowohl im geöffneten als auch im geschlossenen Zustand den Blockrahmen sowie die Bänder vollständig ab.
Effektive Brandschutzverglasung: Trennwände zum Atrium
Zur Philosophie von CADFEM gehört maximale Transparenz im Unternehmen. Dies spiegelt sich auch in der Architektur wider. So haben beide Gebäudehälften je ein Atrium, das mithilfe von Oberlichtern das Gebäudeinnere erhellt. Von den Büros aus hat man dank der großen Glaselemente einen freien Blick auf die Atrien. Da diese jedoch alle Stockwerke miteinander verbinden, wurden geschossübergreifende (Teil-) Nutzungseinheiten über 400 m² geschaffen, was sich in der Brandschutzplanung widerspiegelt. Infolgedessen bestehen die nicht tragenden Trennwände zu den Atrien aus zugelassenen HOBA-Brandschutzverglasungen mit eingebauten Brandschutzgläsern und Holzpaneelfeldern. Die HOBA-Türen sind ebenfalls feuerhemmend in T30/RS ausgebildet. Der Anschluss der Feuerschutzabschlüsse an F30-klassifizierte Holzbauteile, war über die Zulassung der Brandschutzverglasung abgedeckt. So wurden eigens mehrere Brandversuche an Bauteilen aus Holz, unbekleidet F30, durchgeführt und in die Zulassungen mit aufgenommen.
Fluchtwege
Eines der beiden Atrien verfügt über eine Treppe, die alle Stockwerke miteinander verbindet und den ersten Rettungsweg darstellt. Jeder Gebäudeteil ist zusätzlich mit einem eigenen Treppenhaus für den zweiten Rettungsweg ausgestattet, dessen tragende Wände aus Beton bestehen. Die Treppen liegen an der Außenseite des Baus und bieten somit einen schnellen und sicheren Weg ins Freie.
Die Führung der Fluchtwege wurde abweichend zur Bayerischen Bauordnung nicht über notwendige Flure geführt, sondern durch Bypass-Türen innerhalb der Büroräume. Diese Elemente wurden in Adelberg hergestellt, wobei man hier besonderes Augenmerk auf den Schallschutz und eine durchgängige Gestaltung gelegt hat.
Um die Treppenhäuser vor Feuerüberschlag und Raucheinwirkung zu schützen, wurden sie vom restlichen Gebäude mithilfe von Brandschutztüren T30/RS abgetrennt. Außerdem sind alle oberirdischen Geschosse flächendeckend mit Brandmeldern überwacht.
Von Claudia El Ahwany.
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