05.05.2023 – Kategorie: Bauphysik

Bauwerkszustand: So fit sind Deutschlands höchste Brücken für den Fernverkehr

Quelle: Tobias Arhelger/stock.adobe.com

Deutschlands Brücken leiden unter Verschleiß und Überlastung. Was bedeutet das konkret für den Bauwerkszustand? Die Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e. V hat die bauliche Situation der 25 höchsten Brücken in Deutschland untersucht und Zustandsnoten vergeben.

  • Fast die Hälfte der 25 höchsten Brücken Deutschlands haben mindestens einen kritischen Bauwerkszustand
  • Elf der höchsten Brücken haben dabei deutliche Defizite bei der Traglast.
  • Neun Brücken werden im Brückenmodernisierungsnetz bevorzugt modernisiert.

Die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland macht immer wieder Schlagzeilen. Doch wie ist es im Detail um den Bauwerkszustand der Brücken im Fernverkehrsnetz bestellt? Die Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e. V hat anhand der offiziellen Zustandsnoten die bauliche Situation der 25 höchsten Brücken in Deutschland untersucht. Diese Liste wird regelmäßig von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) veröffentlicht. Dabei zeigt die Mehrheit der höchsten Brücken kritische Verschleißerscheinungen und Defizite bei der Traglast. Und somit die Notwendigkeit von Modernisierungsmaßnahmen.

Die Hälfte der Brücken hat mindestens einen kritischen Bauwerkszustand

Den Zustand und die Leistungsfähigkeit einer Brücke beschreiben die Zustandsnote (ZN) und der Traglastindex (TLI). Die Zustandsnote beurteilt Verschleiß- und Alterungserscheinungen. In dieser Kategorie erreichen die untersuchten Brücken im Durchschnitt den Wert 2,85 (auf einer Skala von 1 bis 4). Bei der Hälfte der Bauwerke liegen die Zustandsnoten im Bereich von 2 bis 2,9, was einem befriedigenden bis ausreichenden Bauwerkszustand entspricht. Bei der anderen Hälfte sieht es hingegen schlechter aus. Denn zwölf Brücken haben die Zustandsnoten zwischen 3 und 3,5. Sie befinden sich damit in einem kritischen bzw. ungenügenden Bauwerkszustand. Zu dieser Gruppe gehören mit der Moseltalbrücke (ZN 3,5) der Lösterbachtalbrücke (ZN 3,4) und der Neckarburgbrücke (3,3) vor allem Brückenbauten aus den 1970er Jahren und früher.  

Tabelle: Die höchsten Brücken Deutschlands mit einem kritischen bis ungenügenden
Bauwerkszustand (Bewertung der Teilbauwerke).
Quelle: Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e. V
Die komplette Liste finden Sie unter: https://www.betoninstandsetzer.de/

Oft zu stark belastet

Ein weiteres zentrales Werkzeug zur Beurteilung ist der 2020 eingeführte Traglastindex. Denn dieser Index vergleicht die aktuelle Belastung einer Brücke mit der Brückenklasse. Da viele der untersuchten Bauwerke in Zeiten mit geringer Auslastung entstanden sind, haben sie im Verhältnis der aktuellen Belastung und der ausgelegten Tragfähigkeit Defizite. Diese Defizite gibt der Traglastindex an und ist damit ebenfalls ein Indikator einer Modernisierung. 

Von den 25 höchsten Brücken in Deutschland haben fünf einen Traglastindex von IV und sechs einen Traglastindex von V, der schlechtesten Bewertung von Soll- und Ist-Zustand. Mit der Moseltalbrücke, der Lösterbachtalbrücke , der Neckartalbrücke bei Weitlingen , der Grenzwaldbrücke, der Schöllnachbrücke sowie der Talbrücke Brunsbecke gehören zu den Schlusslichtern beim Traglastindex vor allem Brücken, die auch eine kritische Zustandsnote haben.

Vorrang durch Brückenmodernisierungsnetz haben

Die Dringlichkeit der Modernisierung ergibt sich aus Zustandsnote, Traglastindex und Verkehrsbedeutung. Im Brückenmodernisierungsnetz werden ausgesuchte Fernstraßenabschnitte vordringlich erhalten und ertüchtigt. Neun der höchsten Brücken gehören zu diesem Brückenmodernisierungsnetz: die Neckartalbrücke bei Weitlingen, die Siegtalbrücke, die Grenzwaldbrücke, die Neckarburgbrücke, Schöllnachtalbrücke, Eschachtalbrücke, Werratalbrücke Hörschel sowie die Talbrücken Brunsbecke und Büschergrund.

Dipl.-Ing. Marco Götze, Vorsitzender der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken, kommentiert die Ergebnisse der Analyse: „Der Zustand vieler Brücken im Fernstraßennetz ist kritisch. Zwar bedeutet eine schlechte Zustandsnote nicht automatisch, dass eine Brücke nicht mehr voll genutzt werden kann.  Aber damit es erst gar nicht zu Nutzungseinschränkungen kommt, müssen rechtzeitig Ertüchtigung und Erhalt geplant und durchgeführt werden. Vor allem bei Brücken, die für den aktuellen und noch wachsenden Schwerverkehr nicht ausgelegt worden sind, stehen umfangreiche Maßnahmen für die Modernisierung und Verstärkung an.“

Untersuchungsgrundlage: Die Angaben zu den Zustandsnoten und zum Traglastindex wurden der BASt-Liste entnommen (Stand: September 2022). Ergänzende Informationen über die Brückenkarte des BMDV.

Weitere Informationen: https://www.betoninstandsetzer.de/

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