07.06.2019 – Kategorie: Branchen

Alnatura-Arbeitswelt mit nachhaltigen Materialien

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Das Bürogebäude „Alnatura Arbeitswelt“ hat ökologischen Vorbildcharakter: Baumaterialien und Farben stehen im Einklang mit der Natur. Die Innenwandbeschichtung mit IndekoGeo ist aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Von Petra Neumann-Prystaj

Das Bürogebäude „Alnatura Arbeitswelt“ hat ökologischen Vorbildcharakter: Baumaterialien und Farben stehen im Einklang mit der Natur. Die Innenwandbeschichtung mit IndekoGeo ist aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Von Petra Neumann-Prystaj

Demonstrieren allein verhindert nicht, dass die Erde zum Treibhaus wird. Die Alternative zum „weiter so wie bisher“ ist eine Materialwende. Auf dieses Neuland hat sich Alnatura-Gründer und Inhaber Götz Rehn, ein Pionier der Bio-Bewegung, gewagt.

Beim bundesweit viel beachteten Bau des neuen Alnatura-Verwaltungsgebäudes in Darmstadt wurden alle Materialien auf die Prüfwaage von Nachhaltigkeit und Ökologie gelegt. Die Anfang 2019 eingeweihte „ Alnatura Arbeitswelt“ in Darmstadt greift architektonisch die vom Bio-Handelsunternehmen angestrebten Werte Ganzheitlichkeit und Nachhaltigkeit auf. Das Resultat, Europas größtes Bürogebäude mit einer Außenfassade aus Lehm, zeigt: Komfort, Ästhetik und Funktionalität lassen sich gut mit Klimaschutz vereinbaren. Der Energiebedarf des Gebäudes liegt rund ein Drittel unterhalb der aktuellen Energiesparverordnung. Von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen bekam die „Alnatura Arbeitswelt“ die Bestnote Platin.

Neu entwickelte Farben

Wer das Gebäude betritt, ist überrascht von der Helligkeit und Weite des Atriums, über das sich weiße Verbindungsstege und eine Treppe zur gegenüberliegenden Seite spannen. Dank der gläsernen Stirnfassade und des Oberlichtbandes kommt hier das natürliche Tageslicht zum Zuge. Der Eindruck von Offenheit und Klarheit wird durch die weißen Wände verstärkt. Sogar die dafür verwendete Innenfarbe entspricht den hohen Anforderungen von Alnatura und ist eine Neuentwicklung der Farbenindustrie. Carsten Tümpner von Caparol empfahl dem Architektenbüro haascookzemmrich Studio 2050 (Stuttgart), das den Bau konzipiert hat, den Einsatz von CapaGeo. Das Produkt setzt neue Maßstäbe in punkto Nachhaltigkeit. Die Produktpalette umfasst Lacke, Holz-Öle und Innendispersionen. „Durch den Einsatz nachwachsender Rohstoffe in der Herstellung wollen wir unsere kostbaren und begrenzten Ressourcen schonen. Mit CapaGeo betreten wir ein neues Segment. Wir wollen mit den Produkten eine Vorreiterrolle übernehmen“, erklärt Caparol-Markenmanager Wolfgang Hoffmann. Um dem Nachhaltigkeitsgedanken konsequent weiterzuverfolgen, wird die Farbe nicht in Plastikeimern, sondern in Recyclinggebinde abgefüllt.

Grundlage von CapaGeo-Lacken ist Sojaöl, das Bindemittel der Innendispersionen wird überwiegend aus Biogas und Bio-Naphtha gewonnen. Caparol will fossile Rohstoffe wie Öl oder Erdgas weitgehend durch nachwachsende Rohstoffe ersetzen – und dies bei gleichbleibender Qualität. „Durch den Einsatz der biogenen Rohstoffe wird eine Treibhausgasreduktion von mindestens 35 Prozent gegenüber den fossilen Rohstoffen erreicht“, heißt es dazu in einer Stellungnahme des Öko-Instituts, das die Initiative von Caparol ausdrücklich als neuen und zukunftsweisenden Weg in der Herstellung von Wandfarben lobt.

Und wie ließ sich IndekoGeo im Alnatura-Gebäude verarbeiten? Christian Wöber, Caparol-Mitarbeiter vor Ort, konnte von der Streichqualität und der Deckkraft her keinen Unterschied zu den herkömmlichen Wandfarben feststellen. Dass es ein neuartiges Produkt ist, fiel nur durch den – durchaus angenehmen – etwas anderen Geruch auf.

Fassade aus Stampflehm

Mit dem Alnatura-Gebäude kann die „Generation Greta“ zufrieden sein, weil es einen Großteil der Klimaschutzziele erfüllt: geringer Energieverbrauch, Einsatz natürlicher und wiederverwerteter Materialien, ökologisch unbedenkliche Baustoffe. Die erdfarbene Fassade des knapp 95 Meter langen dreigeschossigen Gebäudes besteht aus ungiftigem, ressourcen- und energieschonendem Stampflehm. Achtzig Prozent des Materials stammt aus der Baugrube für Stuttgart 21. In der Lehmwand befinden sich die Heizschlangen einer weltweit einmaligen geothermischen Wandheizung. Die Räume der rund 500 Beschäftigten verteilen sich auf drei Etagen und insgesamt 10’000 Quadratmeter Fläche. Dass im Haus Ruhe herrscht, obwohl es keine abgeschlossenen Räume gibt, ist auf die Absorberstreifen in der Betondecke, eine schallwirksame Holzlamellendecke und die offenporige Struktur der Stampflehmwand zurückzuführen.

Campus als Begegnungs- und Erholungsort

Die Außenanlagen mit dem großen Teich und den neu angelegten Beeten rund um das Alnatura-Verwaltungsgebäude laden zum Verweilen ein. Nichts deutet mehr darauf hin, dass auf diesem Gelände der ehemaligen Kelley Barracks einstmals US-Soldaten Panzer instandsetzten. Zum Campus gehört auch Darmstadts zweiter Waldorfkindergarten, der keineswegs nur den Firmenmitarbeitern vorbehalten, sondern eine öffentliche Kita für 88 Kinder ist. Im Inneren wurden ebenfalls Caparol-Produkte eingesetzt. Der Campus ist als Erholungs-, Lern- und Begegnungsort konzipiert, Zugang haben also auch hungrige Gäste von außerhalb, die sich mittags im „tibits“ unter die Beschäftigten mischen. Das ist deren Kantine – und gleichzeitig das erste Restaurant, das ein auf vegetarische und vegane Gerichte spezialisiertes Schweizer Familienunternehmen in Deutschland eröffnet hat. Offenheit wird in der „Alnatura Arbeitswelt“ nicht nur architektonisch zum Ausdruck gebracht, sondern auch gelebt.

Bild oben: Mit Helligkeit und Weite stimmt das Atrium der „Alnatura Arbeitwelt“ die Besucher auf den besonderen „Spirit“ des Hauses ein. Foto: Roland Halbe


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